Jeremia 3, 1 – 10
1 Und er sprach: Wenn sich ein Mann von seiner Frau scheidet und sie geht von ihm und gehört einem andern, darf er sie auch wieder annehmen? Ist’s nicht so, dass das Land unrein würde? Du aber hast mit vielen gehurt und solltest wieder zu mir kommen?, spricht der HERR.
„Scheidung kann im Alten Testament nur von Seiten des Mannes aus vollzogen werden, wenn dieser an seiner Frau etwas entdeckt, was die weitere Ehe mit ihr unmöglich macht.“ (D. Schneider, Der Prophet Jeremia, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal 1977, S.52) Ist sie aber einmal entlassen und mit einem anderen die Ehe eingegangen, gibt es keinen Rückweg und keine Rückkehr mehr.
Wer diese Regel brechen würde, der macht das Land unrein. Es geht nicht nur um die Beziehungen zwischen den beiden. Es geht um die Auswirkungen auf die ganze Gemeinschaft. Es ist uns sehr fremd, aber es gibt im Denken des Alten Testamentes keine Privat-Sachen, auch nicht im Intim-Bereich. Das führt nicht automatisch zu engherzigem Ausspionieren, zu bigottem Moralisieren. Aber es nimmt jede und jeden einzelnen in Pflicht: Mein Handeln entspricht der Heiligkeit Gottes oder es entheiligt mich und mit mir alle anderen.
Gibt es eine Umkehr? Gibt es eine Rückkehr? Kann das Volk daran glauben, wenn es seinen eigenen Weg in den Blick nimmt? Zumal es am Tage ist, das „hier nicht Scheidung, sondern Ehebruch vorliegt und zwar mit vielen.“ (A. Weiser, Das Buch Jeremia, Kap. 1 – 25,14, ATD 20, Göttingen 1966, S.26) Noch tiefer gefragt: Darf Gott das tun, das Volk wieder aufnehmen, obwohl es ihm die Treue gebrochen hat? Macht Gott nicht damit sich selbst lächerlich und seine Gesetze und Gebote zu bloßen Vorschlägen? Es widerspricht doch – so der unausgesprochene Gedanke – allen Gesetzen des Lebens, so die Tür zur Rückkehr offen zu halten.
Es ist keine harmlose Geschichte, wenn eine Frau ihren Mann betrügt, so wie es nicht harmlos ist, wenn ein Mann seine Frau hintergeht. Das Vertrauen zerbricht. Es wird zerstört. Viele Autoren wissen bis heute davon zu erzählen, was hier anklingt: Der Weg zur Erneuerung des Vertrauens ist schwer. Es bleiben Narben, die verheilen mögen, aber nie verschwinden. „Ein verletzter Gott“ weiterlesen