1.Korinther 14, 26 -33a
26 Wie ist es denn nun, liebe Brüder?
Paulus hat die Grundlagen geklärt. Jetzt fährt er fort und fragt nach einer Praxis des Gottesdienstes, die diesen Grundlagen entspricht. Vielleicht ist es ein bisschen voreilig, hier sofort von Gottesdienst zu reden, „zumal fraglich ist, ob an allen Orten dieselbe Gottesdienstform vorauszusetzen ist, ja, es überhaupt schon feste liturgische Ordnungen gegeben hat.“ (W.Schrage, Der erste Brief an die Korinther, EKK VII/3 Neukirchen 1999, S.444) Es besteht durchaus die Gefahr, dass wir unsere Vorstellungen von Gottesdienst und Gottesdienstordnung in die Worte des Paulus hineinlesen.
Also ein wenig vorsichtiger formuliert: Was zu tun ist, diese Frage bezieht sich auf die Zusammenkünfte der Gemeinde. Wahrscheinlich kommt man der Wirklichkeit in Korinth näher, wenn man an große Hauskreise denkt, an Gruppen, die sich relativ spontan in einem Raum versammeln, an Zusammenkünfte, die nicht einer so strengen Ordnung folgen, wie sie unsere Gottesdienst-Ordnungen darstellen. In denen sich Ordnungen erst herauskristallisieren müssen
Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung!
Soviel wird schon sichtbar: Da kommen Menschen zusammen, die etwas einzubringen haben und die nicht darauf warten, dass nur einer oder zwei das Wort führen. Jeder bringt etwas ein – der eine einen Psalm, der andere etwas Lehrreiches, der dritte eine Einsicht, eine Offenbarung. Andere reden in Zungen und wieder andere legen das Gehörte aus. Kurz, es ist eine höchst aktive Beteiligung, die hier sichtbar wird. So geht es zu und durchaus nicht nur ausnahmsweise, sondern es scheint „eine gewisse Regelmäßigkeit der genannten Phänomene vorausgesetzt.“ (W.Schrage, ebada.)
Das Ziel: Erbauung. οἰκοδομή. Oikodome. Streng genommen heißt das „Hausbau“. Das Bild vom Hausbau wird urchristlich gern verwendet, sowohl im Blick auf den Einzelnen und sein Lebenshaus als auch im Blick auf den Bau der Gemeinde. „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“(Matthäus 7,24) mahnt Jesus. So schwingt es ja auch bei Paulus schon weiter vorne mit: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden.(3, 11 – 13) Die Versammlungen der Gemeinde bauen an diesen Bau weiter mit. „Jede bringt etwas mit“ weiterlesen