- Petrus 1, 22 – 2,3
22 Habt ihr eure Seelen gereinigt im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe, so habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen.
Das ist der Zielpunkt des Satzes: habt euch untereinander beständig lieb. Solche Liebe kommt aus reinen Seelen und reinen Herzen. Nicht wie von selbst; sonst müsste ja nicht dazu aufgefordert werden. Es ist der Gehorsam gegen die Wahrheit, der reinigt, Seele und Herz, die Person-Mitte. Es ist das Wort, das reinigt: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“(Johannes 15,3) Vielleicht darf man so sagen: „Das Leben aus der Liebe speist sich aus dem glaubenden und hoffenden Hören auf das Wort.“ (T. Popp, Die Kunst der Konvivenz. Theologie der Anerkennung im 1. Petrusbrief, Leipzig 2010, S.180) Die beständige, ungefärbte Liebe kommt aus dem beständigen Bleiben.
23 Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.
Wieder greift Petrus auf das Bild von der Wiedergeburt zurück. Um seinen Lesern zu sagen: Ihr steht in einer neuen Wirklichkeit, die ihr nicht selbst geschaffen habt. Ihr seid in sie hinein geboren. Es ist ein geschenktes Leben, das ihr so lebt, keine selbst erarbeitete Existenz.
Und: Diese Existenz ist unvergänglich, weil der Same, σπορἀ (Spora), aus dem sie kommt, unvergänglich ist. Es scheint so, als hätten manche Handschriften des Petrusbriefes aus Jesaja (s.u.) dieses „ewiglich“ oder „in Ewigkeit“ ergänzt: εἰς τὸν αἰῶνα – genauso, wie es in der Septuaginta steht.
Auf eine Übersetzungsmöglichkeit bin ich gestoßen worden. Statt aus dem lebendigen Wort Gottes kann man auch übersetzen: „aus dem Wort des lebendigen und bleibenden Gottes.“ Vom Griechischen her ist beides möglich und auch beides sinnvoll: Gott ist der lebendige und sein Wort ist ein lebendiges Wort. „Ein Grieche konnte also aus der Formulierung beides heraushören: Das Wesen Gottes, des lebendigen und ewigen bestimmt die Qualität dieses Wortes – und die Qualität dieses Wortes Gottes bestimmt wiederum die der Aussaat und der Wiedergeburt.“ (U. Holmer, Der erste Brief des Petrus, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal 1976, S.68)
Es ist sicherlich nicht falsch, diesen Vers auch im Zusammenspiel mit den Gleichnissen Jesu vom vierfachen Ackerfeld und von der selbstwachsenden Saat (Markus 4, 1 – 9: 26 – 29) zu hören. „Auch Geschenke wollen angenommen sein“ weiterlesen