- Timotheus 6, 1 – 10
1 Alle, die als Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. 2 Welche aber gläubige Herren haben, sollen diese nicht weniger ehren, weil sie Brüder sind, sondern sollen ihnen umso mehr dienstbar sein, weil sie gläubig und geliebt sind und sich bemühen, Gutes zu tun. Dies lehre und dazu ermahne!
Das klingt nach Festschreiben der Verhältnisse, wie sie sind. Alle, die als Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten. Wer unten ist, bleibt unten und wer das Sagen hat, Herr ist, der bleibt Herr. Unterstützt auch noch dadurch, das solches Stillhalten begründet wird; damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. Das ist die Sprache der Anpassung, der Unterwerfung unter die gesellschaftlichen Gegebenheiten. Es wird stimmen: „Der neue Glaube verändert nicht die soziale Struktur.“ (H.Bürki, aaO.; S.187)
Daran ändert auch der gemeinsame Stand als Christen nicht. Wie anders steht das im Brief nach Galatien: “Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.”(Galater 3,28) Die Mahnung zum Stillhalten hat nur dann ihr begrenztes Recht, wenn sie davor warnt, geistliche Lebensvollzüge – das andere miteinander von Herr und Sklave als Geschwister im Glauben – als Rechte weltlich durchsetzen zu wollen.
3 Wenn jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unseres Herrn Jesus Christus und bei der Lehre, die dem Glauben gemäß ist, 4 der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die Seuche der Fragen und Wortgefechte. Daraus entspringen Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn, 5 Schulgezänk solcher Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die meinen, Frömmigkeit sei ein Gewerbe. 6 Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt.
Scharfe Worte. Es ist kein sanfter Umgangston, der in der Gemeinde gepflegt wird. Wenn es um die letzte Wahrheit geht, um der Seelen Seligkeit, dann scheint es nicht mehr möglich, verbindlich zu reden, das Gemeinsame zu suchen. Die, die anders lehren, werden „mit schärften moralischen Vorwürfen“ (J.Jeremias, aaO.; S.44 )überzogen. Der Grund für ihr anders Lehren: Sie haben die heilsamen Worten unseres Herrn Jesus Christus und die Lehre, die dem Glauben gemäß ist, verlassen.
Hier regiert ein Entweder-oder. Und es regiert die Verdächtigung: zerrüttete Sinne. Gewinnsucht. Unlautere Motive. Diese Sprache hat Schule gemacht in allzu vielen theologischen Streitschriften. Der Streit um die Wahrheit hat oft genug die Liebe zu den Menschen, auch zu den vielleicht irrenden Mit-Christen in Vergessenheit geraten lassen. Die Liebe lautstark übertönt und als zweitrangig erscheinen lassen. „Sich bescheiden“ weiterlesen