Hiob 40, 6 – 32
6 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach:
Ein drittes Mal: der HERR antwortete – diesmal wieder aus dem Wettersturm. Also immer noch – oder wieder? – eine Gottes-Begegnung, Gotteserfahrung, Gotteserscheinung.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diesen Satz zu verstehen. Er ist eine schlichte Wiederholung aus Kapitel 38. Er ist nur eine Erinnerung an die Umstände, die da schon genannt sind. Oder er kennzeichnet eine zweite Gotteserfahrung, einen Neu-Einsatz nach der ersten knappen, kleinlauten Antwort des Hiob.
7 Gürte wie ein Mann deine Lenden! Ich will dich fragen; lehre mich! 8 Willst du mein Urteil zunichte machen und mich schuldig sprechen, dass du Recht behältst?
Wieder beginnt die Gottesrede damit, dass Hiob nicht nur zur Rede gestellt wird. Er wird herausgefordert. Gott zu belehren. Gott lässt sich darauf ein, dass Hiob ihn fragen will und kehrt die Situation um: Gott „gibt Hiob Antwort, jedoch wieder auf eine Weise, die Hiob nicht erwartet hat: Der Frager wird zum Gefragten.“( Hj. Bräumer, aaO. S. 234)
Mehr noch: Gott stellt sich dem Rechtsanspruch Hiobs – mit dem Risiko, dass sein Urteil zunichtewird, dass Hiob Recht behält. Es wäre zu wenig, wenn das nur Ironie wäre. Es ist die große Herausforderung an Hiob. Mišpat, Recht schaffen ist nie nur ein Urteilsspruch. Sondern dieses Rechtschaffen ist immer zugleich auch zu Recht bringen, in Ordnung bringen. Hiob – daran erinnert die Frage Gottes – erhebt in seinem Fragen den Anspruch, dass er die Welt zu Recht bringen könnte. In Ordnung bringen. Dabei wird er nun behaftet.
9 Hast du einen Arm wie Gott, und kannst du mit gleicher Stimme donnern wie er? 10 Schmücke dich mit Pracht und Hoheit; zieh Majestät und Herrlichkeit an! 11 Streu aus den Zorn deines Grimmes; schau an alle Hochmütigen und demütige sie! 12 Ja, schau alle Hochmütigen an und beuge sie und zertritt die Gottlosen in Grund und Boden! 13 Verscharre sie miteinander in der Erde, und versenke sie ins Verborgene, 14 so will auch ich dich preisen, dass dir deine rechte Hand helfen kann.
Das also steckt hinter den Fragen, mit denen Hiob jetzt konfrontiert wird: Hast du die Macht, die Welt zu ordnen, so wie Gott sie ordnet? Traust du dir das zu, die Hochmütigen zu demütigen. Traust du dir das zu, den Starken die Stirn zu bieten, die Mächtigen zu begrenzen. Und eben nicht nur: Traust du dir das zu? Kannst du das? „Hiob allmächtig?“ weiterlesen