Esra 10, 1 – 44
10, 1 Und wie nun Esra vor dem Hause Gottes auf den Knien lag und weinend betete und bekannte, sammelte sich um ihn aus Israel eine sehr große Gemeinde von Männern, Frauen und Kindern; denn das Volk weinte sehr.
Der betende Esra findet Gehör, nicht nur bei Gott. Es ist kein Gebet im stillen Kämmerlein (Matthäus 6,7), sondern in der Öffentlichkeit. Und so steckt er mit seiner Emotion Andere an.
2 Und Schechanja, der Sohn Jehiëls, von den Söhnen Elam, hob an und sprach zu Esra: Wir haben unserm Gott die Treue gebrochen, als wir uns fremde Frauen von den Völkern des Landes genommen haben. Nun, es ist trotz allem noch Hoffnung für Israel! 3 So lasst uns nun mit unserm Gott einen Bund schließen, dass wir alle fremden Frauen und die Kinder, die von ihnen geboren sind, hinaustun nach dem Rat meines Herrn und derer, die die Gebote unseres Gottes fürchten, dass man tue nach dem Gesetz. 4 So steh nun auf! Denn dir gebührt’s zu handeln und wir wollen mit dir sein. Sei getrost und tu es!
Schechanja übernimmt es zu antworten. Er spricht zu Esra. Seine Worte sind wie eine Gebetserhörung. Er nimmt das Schuldbekenntnis des Esra auf, macht es zu seinem eigenen und zu dem des Volkes. Und er schlägt Schritte vor: Die Auflösung aller Ehen, die Verstoßung der fremden Frauen und ihrer Kinder. Das soll Esra veranlassen. Er ist es ja, der die entsprechenden Vollmachten hat. Wir wollen mit dir sein. Sei getrost und tu es! So sichert Schechanja ihm die Unterstützung Aller zu. So rasch werden aus den eigenen Frauen und Kindern fremde Frauen und Kinder!
5 Da stand Esra auf und nahm einen Eid von den obersten Priestern, den Leviten und ganz Israel, dass sie nach diesem Wort tun sollten. Und sie schworen. 6 Und Esra ging fort von dem Platz vor dem Hause Gottes und ging in die Kammer Johanans, des Sohnes Eljaschibs. Und er blieb dort über Nacht, aß kein Brot und trank kein Wasser; denn er trug Leid um den Treubruch derer, die aus der Gefangenschaft gekommen waren.
Esra verlässt den Ort vor dem Tempel. Er zieht sich zurück. Er trauert. Über den Treuebruch! Die, die aus dem Exil zurück gekehrt sind, sind nicht besser als die, die immer schon im Land waren. „Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.“ (1. Könige 19,4) Die Enttäuschung über ein zerstörtes Selbstbild kann bis zum Tod erschöpfen. Die Enttäuschung, dass das Exil keine neuen Menschen, kein reines „wahres Israel“ hervor gebracht hat, auch. „Vier mutige Männer“ weiterlesen